
Mit 96 Prozent der Delegiertenstimmen ist gestern Abend Achim Post zum Bundestagskandidaten der Minden-Lübbecker SPD für den Wahlkreis 135/I gewählt worden. Der gebürtige Rahdener und stellvertretende SPD-Bundesgeschäftsführer soll Nachfolger des Bundestagsabgeordneten Lothar Ibrügger (63) werden, der nicht mehr kandidiert.
Von Hans-Jürgen Amtage
Bei einem Bürgerkonvent mit dem gerade wieder in das Amt gehobenen SPD-Parteichef Franz Müntefering wurde der 49-Jährige gekürt. Rund 800 Delegierte und geladene Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich im Mühlenkreis engagieren, verfolgten in der Stadthalle Minden die Bekanntgabe des Wahlergebnisses durch den SPD-Unterbezirksvorsitzenden, Mindens Bürgermeister Michael Buhre. Danach erhielt der Kandidat bei in einer dem Konvent vorgeschalteten Wahlkreiskonferenz 167 abgegebenen Stimmen 160 Ja-, sechs Nein-Stimmen und eine Enthaltung.
Achim Post, der damit Herausforderer des CDU-Bundestagsabgeordneten und wieder kandidierenden Steffen Kampeter (45) ist, kündigte an, dass er auf einen inhaltlichen Bundestagswahlkampf setze. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die Sozialdemokraten vor einem Wahlkampf-Marathon stünden mit der Europawahl am 7. Juni 2009, der Kommunalwahl, die voraussichtlich am gleichen Tag stattfinden wird und der Bundestagswahl Ende September. Mit Blick auf den Wahltermin im September betonte Post, die Minden-Lübbecker SPD werde sich stark am Programmbildungsprozess beteiligen.
Mit stehenden Ovationen begrüßten die 800 Gäste des Bürgerkonventes Parteichef Franz Müntefering. Der 68-Jährige gratulierte seinem stellvertretenden Bundesgeschäftsführer zur Kandidatur für die Mühlenkreis-SPD und dankte dem im kommenden Jahr ausscheidenden Parteifreund Lothar Ibrügger für sein seit mehr als drei Jahrzehnten währendes großes Engagement als Bundestagsabgeordneter.
In einer vom GWD-Hallensprecher Jürgen Schäpsmeier moderierten Gesprächsrunde warnte Post vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise unter anderem vor einer „Gier ohne Grenzen“. Es gelte nun, klare Regeln für die Finanzmärkte aufzustellen. Franz Müntefering ergänzte, Geldprodukte müssten genauso transparent sein, wie die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln.
Auf die große Koalition und den Bundestagswahlkampf angesprochen, betonte der Parteivorsitzende: „Wahlkampf ist ab Mitte nächsten Jahres. Wir müssen weiterhin miteinander für das Land Politik machen und uns nicht im Wahlkampf zerfleddern.“
In seiner anschließenden Rede mahnte Müntefering unter anderem, dass die Welt zurzeit in einer Phase des großen Wandels sei: „Wir müssen gestalten und Gutes daraus machen.“ Dabei sei besonders die Bildung ein entscheidender Ansatzpunkt. Die Bürgerinnen und Bürger im Land forderte er auf, „nicht nur auf der Tribüne zu sitzen“, sondern sich zu engagieren. Als Beispiel nannte er die Lesepaten, die sich im Mühlenkreis für lernschwache Kinder einsetzen. Auf die Sorgen im modernen Kapitalismus eingehend, erklärte er, dass die Sozialdemokratie auch weiterhin gebraucht werde: „Die sozial-demokratische Linie gibt vernünftige Antworten auf das, was wir zu tun haben.“
Den für die bevorstehenden Wahlkämpfe erforderlichen Mannschaftsgeist, aber auch den notwendigen Einsatz eines jeden Einzelnen unterstrich Post mit einer Geste an Müntefering. Er überreichte dem Parteivorsitzenden einen Handball, der auch für die Mühlenkreisregion stehe.