
Von Arndt Hoppe
Rahden (WB). In Kürze wird die Firma Heinzig mit dem Bau einer neuen Produktionshalle in der niedersächsischen Nachbargemeinde Diepenau beginnen. »Wir haben gerade den Generalunternehmer festgelegt, mit dem der Bau realisiert wird«, sagte Geschäftsführer Mario Heinzig auf Anfrage der RAHDENER ZEITUNG.
14 Mitarbeiter sollen in Zukunft dort in einem 3000 Quadratmeter großen Werk arbeiten, in dem Laser-Stanz- und Kantteile hergestellt werden. »Kurz- und mittelfristig werden wir aber nicht komplett aus Rahden weg gehen«, sagte der Geschäftsführer. Allerdings firmiere das neue Werk eigenständig. »Eine Verlagerung des Hauptsitzes wäre auch kurzfristig denkbar. Das hängt klar von der Person des Bürgermeisters ab.«
Schon seit er im November 2005 die Geschäftsleitung des Familienunternehmens übernommen hat, das sein Großvater vor 60 Jahren gegründet hat, habe er sich auf die Fahnen geschrieben, das Unternehmen weiter zu entwickeln. Dazu habe von Anfang an die Perspektive einer flächenmäßigen Erweiterung gehört.
Die Suche eines Standortes für eine Erweiterung im Gebiet der Stadt Rahden hat sich dabei über drei Jahre hingezogen und nicht zu einer Einigung geführt. In diesem Zusammenhang äußerte Mario Heinzig scharfe Kritik an der Wirtschaftspolitik der Stadt Rahden.
»Der Bürgermeister war sich sicher, dass er am längeren Hebel sitzt«, glaubt Mario Heinzig. »Er hat nicht damit gerechnet, dass wir wirklich einen Alternativstandort suchen.« Die Stadt hätte seiner Meinung nach viel schneller sein müssen, als es um die Findung einer Fläche in Rahden ging. »Hätte der Rat reagiert, hätten wir gar keine Alternativen geprüft«, sagte der Geschäftsführer.
Er beschreibt den Verlauf so: Zunächst sei ab 2006 über Möglichkeiten der Erweiterung in unmittelbarer Nähe der Firma Heinzig verhandelt worden. Hier sei es nicht zu einer Einigung zwischen ihr und den Besitzern der angrenzenden Grundstücke gekommen.
»Alternativ gab es im Jahr 2008 Verhandlungen über ein 20 000 Quadratmeter großes Gelände an der Borsigstraße im Industriegebiet Ost.« Im November 2008 seien diese so weit gediehen, dass sich die Stadt und das Unternehmen über einen Kaufpreis einig waren, zu einem Angebot, das bei der Hälfte des im Industriegebiet-Ost üblichen lag.
»Laut Dieter Drunagel vom Bauamt sollte mir der Vertragsentwurf innerhalb von zwei Wochen vorliegen. Aber ich habe bis Mitte Januar nichts mehr von der Stadt gehört und gesehen.« Daraufhin habe er sich anderweitig orientiert. Mario Heinzig betonte: »Sowohl Amtsleiter Drunagel als auch der Bürgermeister waren informiert, dass ich die lästige Grundstücksangelegenheit noch im alten Jahr vom Tisch haben wollte.«
Dieter Drunagel habe zwar erklärt, dass er am Freitag vor den Weihnachtsferien eine E-Mail an den Unternehmer geschrieben habe. Diese sei aber bei Heinzig nie angekommen,sagte dieser: »Es kann doch nicht sein, dass sich die Stadt bis zum 19. Dezember Zeit lässt und dann noch nicht einmal sicher geht, ob ich die Mail auch bekommen habe. Besser wäre gewesen, sicher zu stellen, dass man mich persönlich erreicht.« Auf seine Nachfrage, Dieter Drunagel möge ihm die betreffende Mail noch einmal ausdrucken, sei er nur darauf hingewiesen worden, dass E-Mails nach sieben Tagen automatisch gelöscht würden.
Bei einem Treffen mit dem Ältestenrat im Januar habe deshalb eigentlich seine Entscheidung für Diepenau schon festgestanden. »Auch meine Großmutter, die Firmen-Chefin ist, hatte sich zwischenzeitig gegen Rahden entschieden.«
Bezüglich des Vorwurfes der CDU (Stellungnahme in unserer Ausgabe vom 18. Juli), die Metallbau-Firma habe in dem Gespräch nur einen Euro für die 20 000 Quadratmeter geboten, sagte Mario Heinzig: »Das stimmt nicht. Es waren 20 000 Euro, also ein Euro pro Quadratmeter. Dieser Preis wurde auch noch vom Ältestenrat in der selben Sitzung abgesegnet.«
Letztlich ist der Unternehmer überzeugt, dass die Stadt mit entschlossenerem Vorgehen sowohl den Schritt seines Unternehmens nach Diepenau als auch den Weggang von Polipol hätte verhindern können.
»Einen Wandel verspreche ich mir dahingehend in Rahden nur, wenn es einen Wechsel der Stimmenmehrheit im Rat und einen anderen Bürgermeister gibt«, schoss Mario Heinzig gegen die Stadt. »Bürgermeister Bernd Hachmann ist vielleicht der richtige Mann für das Repräsentative. Aber um die Unternehmen am Ort zu halten, ist auch mal Ärmel-Hochkrempeln angesagt. Da traue ich seinem Gegenkandidaten mehr zu.«
Artikel vom 25.07.2009