»Reife aberkannt«

Auf den Leserbrief von Kai Büntemeyer (RAHDENER ZEITUNG vom 13. August) reagiert das ehemalige Ratsmitglied Wilfried Wagenfeld (SPD):

»Wer nun glaubt, das Rentenalter sei friedlich und ohne große Überraschungen, der irrt. Bei der morgendlichen Zeitungslektüre glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Nachdem ich viele Jahre Mitglied des Rahdener Rates war, wird mir nun indirekt die Ýsittliche ReifeÜ aberkannt, weil ich es zusammen mit weiteren Mitgliedern des SPD Ortsvereins Rahden gewagt habe, die Bürger nach ihrer Meinung zu fragen und aktive Bürgernähe zu praktizieren. Bin ich mit meinen nun bald 70 Jahren unredlich, unsachlich und sittlich unreif, weil ich die Bürger, die übrigens auch Steuerzahler sind, nach ihren Wünschen zur Neugestaltung der Innenstadt befragt habe, damit bei den laufenden Planungen für die Marktstraße nicht die gleichen Fehler gemacht werden wie seinerzeit bei der Sanierung der Stein- und Gerichtsstraße?
Bei unserer Umfrage ging es um die Fahrradfreundlichkeit der Innenstadt und nicht um Veränderungen an der jetzigen Situation der Stein- und Gerichtsstraße. Allerdings finde ich Ihre Idee eines Sponsorings der Fahrradständer gar nicht so schlecht, Herr Büntemeyer. Vielleicht kann Rahdens größter Arbeitgeber hier ja mal Vorreiter sein.
Die Stadt Rahden mit ihren etwa 16 000 Einwohnern und Osnabrück mit seinen etwa 160 000 Einwohnern zu vergleichen, erscheint mir dann aber vielleicht etwas vermessen. Doch auch hier wundere ich mich, dass zwar das Osnabrücker Radfahrnetz ausdrücklich gelobt wird, dabei aber nicht auf die zahlreichen vorbildhaften Fahrradstraßen Osnabrücks hingewiesen wurde, in denen die Fahrradfahrer absolute Priorität haben und Autofahrer nur geduldet sind. Wer hat denn hier nun nicht redlich und sachlich recherchiert?
Abschließend erlaube ich mir, meine Verwunderung darüber auszurücken, dass der Geschäftsführer eines international tätigen Rahdener Unternehmens in wirtschaftlich schweren Zeiten nichts Besseres zu tun hat, als Personen anzugreifen, die sich ehrenamtlich für die Stadt Rahden engagieren.«
WILFRIED WAGENFELD
32369 RAHDEN

Artikel vom 19.08.2009

Hier der Leserbrief von Herrn Büntemeyer:

Fahrradständer
selbst schaffen
Mit dem Artikel über Radfahren in der Rahdener Innenstadt hat sich ein Leser kritisch auseinander gesetzt. Er schreibt:
»Der Artikel über ein scheinbar harmloses Thema wie Radfahren in der Rahdener Innenstadt hat mich sehr verärgert. Deshalb möchte ich meine Meinung nicht für mich behalten.
International anerkannt als beispielhaft radfahrfreundlich ist die Stadt Osnabrück, nur etwas über 40 Kilometer von Rahden entfernt. Wer sich redlich und sorgfältig mit dem Thema beschäftigen will, sollte eine Exkursion dorthin machen. Die Ergebnisse der Untersuchung können dann wahrscheinlich nicht im Rahdener Wahlkampf benutzt werden, aber das sollte niemanden stören, der der Stadt Rahden weiterhelfen will.
In Osnabrück stellt man fest, dass man die Innenstadt auf einem riesigen Radwegenetz bequem erreicht. Dann muss man allerdings von seinem Rad absteigen und es abstellen oder schieben. Dabei legt man zum Einkaufen Strecken zurück, die ein Mehrfaches der Gesamtlänge von Steinstraße und Gerichtsstraße betragen. Das gilt dort als zumutbar, so dass Rahdener Bürger mit einem Bruchteil des Fußweges sicher nicht überfordert sind.
Abstellmöglichkeiten für Fahrräder können auch von ansässigen Einzelhändlern geschaffen werden, wenn diese auf den Besuch von Radlern Wert legen, was sie vermutlich tun. Warum immer die Gemeinschaft belasten?
Der Blick auf das Shared Space Experiment in Bohmte schockt mich völlig. In Bohmte ist der Gegenwert eines Schulhauses unter der Straße vergraben worden, ohne dass mehr erreicht worden wäre, als Verwirrung zu stiften. Wir Rahdener können nur hoffen, dass der Rat unserer Stadt auch in Zukunft den Schulen den Vorzug gibt.
Zusammengefasst: Wer in Zeiten wie diesen die Staatsverschuldung erhöhen will, um Konsumenten derart minimale Fußwege zu ersparen, hat vermutlich nicht die für einen Sitz im Stadtrat wünschenswerte sittliche Reife.
Als Geschäftsführer des größten Rahdener Arbeitgebers Kolbus fühle ich mich als Fürsprecher für mehr als 1000 erwerbstätige Rahdener, die für jeden Euro Gewerbesteuer hart arbeiten müssen. Sie haben ein Recht auf verantwortungsvollen Umgang mit den von ihnen erwirtschafteten Mitteln.«
KAI BÜNTEMEYER
32369 RAHDEN

Artikel vom 13.08.2009