Wie jeder den Wildbienen helfen kann

Bienenkonvent 2.0

In Rahdener Neubaugebieten gibt es eine Beschränkung für Schottergärten, denn die sind nicht insektenfreundlich. Fachleute sagen, was getan werden kann.

Rahden-Wehe. Imkerei wird in der Barler Heide im Osten Wehes schon seit 100 Jahren betrieben. Damals war das Gebäude noch Schule für drei Weher Ortsteile. Lehrer Karl Jäger führte 1919 die Imkerei hier ein. Die Schule gibt es schon lange nicht mehr, heute setzt Friedrich Schepsmeier dort aber die Tradition fort und kümmert sich um die Honigbienen.

Wie schaut es aus bei den Honigbienen, vor allem aber bei den Wildbienen? Damit befassten sich in Schepsmeiers Garten Vertreter von Naturschutz, Politik und Landwirtschaft sowie Imker beim „Konvent am Bienenstand“. Dazu hatten Schepsmeier und der SPD-Stadtverband Rahden eingeladen. Gut 80 Menschen waren dabei.

»Maisfelder sind nicht das schönste, nichts für Bienen«

Schepsmeier erinnerte mit Blick auf die Landwirtschaft daran, dass es mit Silphie eine Alternative zum Mais gebe. „Das ist eine tolle Alternative“, meinte er zu der aus Nordamerika stammenden Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Aus Silphie könne man mit gutem Gewissen Wärme aus einer Biogas-Anlage beziehen, sagte Schepsmeier. „Maisfelder sind nicht das schönste, nichts für Bienen.“ Silphie sei eine Alternative. In Rahden hatten auch Gerda und Alfred Kolkhorst vom ehrenamtlichen Museumshof-Team bereits für die Pflanze geworben und das taten sie auch während des „Konvents am Bienenstand“.

Imker bräuchten die Landwirtschaft, sie bräuchten die Pflanzen und verstünden sich als Naturschützer, sagte Schepsmeier. Die Gefahr des Bienensterbens betreffe weniger die Honigbienen. „Sie haben uns. Aber die Wildbienen und Hummeln sind uns auch sehr lieb.“ Für sie wolle man sich einsetzen.

Mit Wildbienen befasst sich Karin Bohrer vom Naturschutzbund (Nabu) Minden-Lübbecke seit vielen Jahren. Es gebe rund 550 Wildbienen-Arten, merkte die Fachfrau an. Die Hälfte der Arten sei aber gefährdet und etwa zehn Prozent seien vom Aussterben bedroht. Manche Wildbienen würden nur bestimmte Pflanzen anfliegen, Glockenblumen oder Korbblütler etwa. Karin Bohrer: „Honigbienen fliegen auf alles.“

Wenn wegen des Klimawandels Pflanzen eher kämen und das nicht der Entwicklung bei den Bienen passe, dann gebe es ein Problem. Dass Wildbienen bedroht sind, das hat nach Überzeugung Karin Bohrers aber nicht allein mit dem Klimawandel zu tun. Ein Grund sei vielmehr der Umgang des Menschen mit der Natur.

Pflanzen und Stauden statt Schotter im Garten

Flächen würden versiegelt, Restflächen fielen weg, Brachen gebe es nicht mehr und Schutzflächen seien zu klein. Diese Entwicklung liege auch an der Entwicklung in der Landwirtschaft, erinnerte Bohrer an das „Wachsen oder weichen“ der vergangenen Jahre und Jahrzehnte.

„Honigbienen haben eine Lobby – uns Imker“, sagte Reinhard Jäger vom Imkerverein Minden. „Aber wir müssen uns für die Wildbienen einsetzen.“ Das bedeute, aktiv zu werden etwa gegen Schottergärten. In Porta gebe es ein neues Baugebiet, in dem Schottergärten verboten seien und Flachdächer begrünt werden müssten. So entstünden viele Inseln, meinte Jäger.

Wildbienen bräuchten diese Inseln, denn sie hätten einen kleineren Radius als Honigbienen. Anders als Wildbienen könnten Honigbienen schon mal bis zu sechs oder sieben Kilometer weit fliegen.

Was jeder für den Insektenschutz tun kann? Das beginne bei der Gartengestaltung, merkte Rainer Rohrbeck vom Klimabündnis im Kreis Minden-Lübbecke an. Bestimmte Pflanzen oder Stauden zu verwenden, darauf sollte geachtet werden. „Da kann man mit wenig Aufwand viel erreichen.“ Es müsse auch kein Schotter im Garten sein. Da sei eine Menge mehr möglich.

In den Neubaugebieten in der Stadt Rahden dürfen nur maximal zwei Prozent der Grundstücksfläche für Steinbeete oder Schottergärten verwendet werden. Daran hatte Bau-Fachbereichsleiter Dieter Drunagel während der ersten Sitzung des neuen Umweltausschusses erinnert.

Tabu sind auch Plastikzäune. Je 100 Quadratmeter muss ein Baum gepflanzt werden. „Wir möchten offene und grüne Gärten“, merkte Bau-Fachbereichsleiter Dieter Drunagel bei der Sitzung im Februar an. Er sprach vom „Spannungsfeld zwischen Schutz des Eigentums und Klimaschutz“. Die Stadt schaue, welche Maßnahmen zum Klimaschutz in neuen Baugebieten möglich seien.

aus: NW vom 17.08.2021